Schon in der Gangway drückt sich das feuchtwarme Klima durch jede Ritze, am Taxistand konnte man die Luft fast schneiden. Nur einmal war ich bisher in Bangkok umgestiegen- verlassen hatte ich den Flughafen noch nie.
Beinahe eine Stunde dauerte die Taxifahrt bis zu meinem Hostel, und natürlich zahlte ich zu viel. Ich verbuchte es unter „Aufwärmphase“ – musste erst in den Asien-Modus kommen.
Vor Jahren war ich schon einmal auf Koh Samui und Koh Phangan gewesen, daher hatte ich meinen first contact schon hinter mir, aber auch so, nach neun Monaten in westlichen Ländern, galt es sich erst mal umzugewöhnen.
Das Hostel, welches ich mir ausgesucht hatte, lag in der Nähe der berühmt berüchtigten Khaosan Road, dem angeblichen Epizentrum der Backpackerszene. Allerdings war es gleichzeitig weit genug entfernt um ruhige Nächte zu ermöglichen, und für die erste Station nach der Anreise hatte ich mir sogar ein Cabinet-Dorm gegönnt. Wenn man das Dorm betrat stand man eigentlich nur in einem schmalen Flur zwischen zwei hohen Holzwänden – in denen befanden sich dann auf zwei Ebenen Schiebetüren und dahinter gemütliche Kabuffs in denen die Matratze lag, Licht und Strom vorhanden war, und sogar ein Flachbildfernseher über dem Fußende montiert war.
In meinem Dorm lernte ich Daniel und Tom aus Belgien und Holland kennen, mit denen ich erst mal die Lage checkte, ein paar Street-Food Pad Thais aß, und vor allem die Rückkehr in die Welt der normalen Alkoholpreise aus dem australischen Entzug angemessen zelebrierte!
Die nächsten Tage verbrachten wir mit naheliegendem Bangkok-Touri-Programm. So besuchten wir einige, der zahllosen Tempel in Bangkok selbst, wobei wir auch den berühmten liegenden Buddha sahen, und Zeuge eines Gebetes der Mönche wurden. Auch den Great Palace besichtigten wir, wobei das allerdings nur mäßig erquicklich war, da man von chinesischen Reisegruppen geradezu abgedrängt wurde, und überdies die Hälfte geschlossen hatte – Grund hier: der Tod des Königs. Der wiederum segnete keineswegs erst kürzlich das Zeitliche, sondern bereits im Oktober, allerdings herrschte für ein Jahr Staatstrauer. König Bhumibol wurde von der Bevölkerung geschätzt und verehrt, und auch im öffentlichen Leben finden sich eine Menge Trauerbekundungen, von Plakaten auf der Straße und in Schaufenstern bis hin zu meterlangen Bannern auf Metallgerüsten . Auch sein Sohn, der neue König, ziert einfach mal eine komplette Fassade…
Bangkok selbst war laut, schmutzig, chaotisch und irgendwie liebenswert! Man muss sich natürlich einlassen können, auf die asiatische Welt, auf eine Stadt, die viele Touristen kennt, und für diese auch alles Mögliche im Angebot hat- wenn der Preis stimmt.
Als erstes muss man sich eine gewisse freundliche Gleichgültigkeit zulegen, um auf das Dauerfeuer der Anfragen, die an einen gerichtet werden, angemessen reagieren zu können! Angefangen beim omnipräsenten „Taxi?!“ / „Tuktuk?!“, das wenn man offensichtlich nur flaniert, und die Körpersprache mit keiner Faser suggeriert, dass man auf der Suche nach einem Taxi wäre, verschärft wird zu „Hey!! My friend (hupt)… Taxi!!!“, über die, durch ihre ausgesprochene Distanzlosigkeit im Kontakt extrem unangenehmen, ‚Anzug-Inder‘ (… „Heey my friend… wie getz? Gute Anzug?! Komm!“ …), die Massage-Ladies (…“Hey ma’freeeen, you want masaaaaage?“), bis hin zu denen, die einem einfach sonst was andrehen wollen (… „Helloo, where you goin‘?“). Und das kann prinzipiell jeder sein! Als wir den Palast besichtigten, waren die uniformierten Sicherheitskräfte meist eher unfreundlich – wer könnte es ihnen verdenken, bei so vielen chinesischen Reisegruppen täglich, einer jedoch fing einen lockeren Smalltalk mit uns an, erklärte uns, dass der Palast eben gesperrt sei wegen dem König und so, und überhaupt- wenn wir ne Bootstour machen wollen würden- er könne da was organisieren…
Grundsätzlich schadet es nicht, davon auszugehen, dass einen fast jeder übers Ohr hauen will, tröstlich ist nur, dass die Beträge, um die es im Alltag geht, in Euro letztlich auch nicht die Welt sind, aber: es geht freilich ums Prinzip! Eine der beliebtesten Fallen sind die Taxis! Für Außenstehende absolut undurchschaubar, was wohl ein angemessener Preis für eine bestimmte Strecke ist, und das Taxameter bleibt gerne mal aus oder ist/geht kaputt. Man kann sich natürlich eins mit funktionierendem Taxameter suchen, Lehrgeld wird man aber immer zahlen, so wie ich am Flughafen, wo ich ein Nümmerchen ziehen musste und ein Taxi zugewiesen bekam und dann statt nach dem Taxameter nach dem Preis fragte…
Allerdings: dem internationalen Großkapitalismus sei Dank, in Bangkok gibt es jetzt eine sehr angenehme Lösung, sich all das vom Hals zu halten, und die heißt: Uber! In Deutschland haben sich die Taxiunternehmen ja davon freigeklagt, in anderen Teilen der Welt fährt man durchaus gerne damit. In Bangkok nutzten wir es jedenfalls mit Freuden, denn nicht nur die Autos waren deutlich besser als das durchschnittliche Taxi, sondern das System diktiert den Preis, und darüber gibt’s dann auch kein Gefeilsche. Seeehr entspannt!
Einmal gingen wir abends in die legendäre Rooftop Bar, die aus dem Film „Hangover 2“ bekannt ist. Zum Glück war die Kombi Jeans + schwarzes T-Shirt schick genug, und so schlürften wir bei Sonnenuntergang unseren teuer (!) bezahlten, winzigen Cocktail und erfreuten uns an der Aussicht!
Von Bangkok aus bietet es sich an, einen Ausflug nach Ayutthaya zu unternehmen. Diese alte Stadt war früher einmal Hauptstadt Thailands und es befinden sich eine ganze Menge Tempelruinen über das Gebiet der Stadt verteilt. Wir hatten eine Tour gebucht und waren schließlich froh als sie vorbei war, denn der Tag war ausgesprochen heiß und schwül, und wir tappten in der sengenden Sonne von einer Ruine zur nächsten, was zwar interessant, aber auch ganz schön ermüdend war. Vor jeder neuen Ruine hielt ein älterer Thai, der offenbar unser „Guide“ war einen einführenden Monolog. Wenn man genau hinhörte wurde schließlich klar, dass es sich um Englisch handeln musste, eine weitergehende Extraktion von Informationen, über die Stichworde „Buddha“, „Ayutthaya“ und „Temple“ hinaus, gelang jedoch in der Regel nicht.
Einmal mussten wir natürlich auch in der Khaosan Road einen drauf machen, und zusammen mit ein paar netten Leuten, die wir auf der Tour kennengelernt hatten, ließen wir uns abends durch das Getümmel treiben – stilecht mit Rum-Red Bull Bucket natürlich…
Krabi
Von Bangkok zog ich nach Krabi weiter, und quasi mit dem Einchecken erfuhr ich, dass zwanzig Minuten später auch eine Activity vom Hostel stattfinden würde, nämlich das gemeinsame Erklimmen der 1237 Stufen hinauf zum „Tiger Cave Temple“. Nach kurzem Zögern (schließlich war ich grade erst schwer bepackt hier angekommen) meldete ich mich an und saß schon wenig später im Minibus. Der Weg war steil- eine einzige lange Treppe. Auf dem Weg nach oben wurden wir interessiert von einigen wilden Affen angestarrt, die, wenn sie etwas Essbares sahen, auch gerne mal übergriffig wurden. Im schwülen Klima dieses bedeckten Spätnachmittags ging der Aufstieg durchaus an die Substanz, und reichlich geschafft standen wir schließlich oben neben dem Buddha und blickten in die Ferne. Pragmatisch wie man so ist in Thailand, hat Buddha sicherlich den besten Handyempfang in der Region…
Auf diesem Ausflug lernte ich die zwei Österreicherinnen Lena und Vicky, sowie ihre deutsche Freundin Steffi kennen, und gemeinsam fuhren wir anderntags zum Railay Beach, einem schönen Ausflugsziel, eine Longtail-Bootsfahrt entfernt. Neben von eindrucksvollen Karstfelsen umrahmten Stränden gibt es hier eine Lagune, die komplett von Fels umschlossen ist, und nur mit einigem an Kletterei zu erreichen war: einmal komplett rauf, und auf der anderen Seite wieder runter bis auf Meereshöhe. Der Weg war steil, man musste mit Händen und Füßen hochklettern, und manchmal dazu die herabhängenden Taue zur Hilfe nehmen. Oben gab es zunächst einen ziemlich schönen Lookout über den Beach, dann entsprechend der Abstieg, teilweise über lange Bambusleitern durch tropische Natur. Unten angekommen nahmen wir erst mal ein Bad, und während wir uns noch beim Aufstieg gedacht hatten „ganz schön steil – das würde man nicht unbedingt bei Regen machen wollen“, wurde nun zügig klar: werden wir wohl aber müssen! Noch während wir schwammen setzte ein kräftiger Regen ein – und das war nicht bloß ein Schauer! Vorsichtig kletterten wir zurück, und erwartungsgemäß war das auf nassem Fels und schlüpfriger Erde eher unangenehm, aber zum Glück ist keinem was passiert. Unten fiel uns dann aber ein Schild auf, das ausdrücklich davor warnte, bei Regen aufzubrechen…
Koh Lanta
Die Mädels hatten, wie ich, ebenso Ko Lanta als nächstes Ziel geplant, und somit brachen wir gemeinsam dort hin auf. Auf der Fähre gab es nur eine Handvoll weiterer Mitreisender, unter anderem die Schwestern Lisa und Helen aus Heidelberg, die fröhlich mit einstimmten, als wir uns die Zeit mit Ukulele und Gesang vertrieben, während die Fähre geradewegs in ein Unwetter steuerte. Derweil also draußen sintflutartige Regenfälle herabstürzten intonierten wir „The Tide Is High“ und „My Heart Will Go On“. Draußen waren die Jungs von der Besatzung unterdessen triefend nass damit beschäftigt, das Wasser auf den Teilen des Außendecks abzuziehen, von denen sich ansonsten ein See in den Innenraum ergossen hätte. Ob auch noch jemand das Schiff steuerte vermag ich nicht zu sagen, allerdings zog plötzlich s e h r dicht außerhalb des Fensters irgendeine Zementstruktur mit Signalfunktion vorbei, an der man gefühlt mit etwas mehr Abstand hätte vorbei fahren sollen…
Letztenendes schafften wir es aber unbeschadet bis in den Hafen, und nach dem wir eine rätselhafte Ko-Lanta-Gebür von 10 Bath pro Person abgedrückt hatten waren wir auch offiziell eingereist.
Lisa und Helen, wohnten zunächst woanders, sahen aber ein, dass es schon cooler wäre, in unser Hostel zu kommen, und die nächsten Tage mit uns zu verbringen.
Vom Hostel zum Strand war es nur ein paar Meter, und bei gutem Wetter hielten wir uns gerne dort auf, doch wir machten auch einige Ausflüge. So gab es eine Fledermaushöhle und einen kleinen Wasserfall bei einem Waldspaziergang zu entdecken, weitere schöne Strände und eine „Altstadt“ wo sich ein Andenkenladen an den anderen reihte – und selbstverständlich wurde die immer gleiche Auslage von den Mädels jedes Mal aufs neue intensivst unter die Lupe genommen … (Tiefpunkt: Handtaschen…)
Einmal unternahmen wir eine Kajaktour bei einer nahegelegenen Mini-Insel. Dem ging allerdings ein mehrstufiger Prozess zäher Verhandlungen voraus, schließlich waren wir zu sechst angerückt und wollten einen guten Preis. Nachdem die Verhandlungen zwischenzeitlich etwas festgefahren waren (wir saßen beim (einzigen…) Kajakverleih und keiner wich von seiner Forderung ab) stiftete unser Tuktuk-Fahrer, der ebenfalls mit uns dort abhing, neuen Input und schlug die Inselerkundung überhaupt erst vor – eigentlich gingen wir davon aus, dass wir einfach etwas durch die Mangroven kreuzen würden. Der Plan gefiel uns, da das neue Szenario allerdings aktives Arbeiten seitens des Verleihs verlangte (wir würden mit Longtailboot samt den Kajaks zu der Insel gebracht werden) war dann plötzlich unsere vorherige Forderung auch kein Problem mehr – aber jetzt wollten wir auf die Insel!
Die Tour war sehr schön, wir paddelten in eine Höhle in der Steilklippe und badeten in einer kleinen Bucht.
Gerade als wir wieder im Hostel ankamen ging dann das Gewitter los, welches sich schon den ganzen Nachmittag über dräuend aufgebaut hatte. Überhaupt wiederholte sich dieses Muster mittlerweile mehr oder weniger täglich: morgens war es recht schön, nachmittags fing es irgendwann an zu schütten – mal früher, mal später. Insgesamt hatten wir mit unseren Ausflügen ziemliches Glück gehabt – abgesehen von der Kletterei an der Lagune waren wir nie wirklich kalt erwischt worden, doch die Vorhersage sah nicht gut aus, und dass obwohl eigentlich noch keine Regenzeit war.
Nach einigen Tagen Koh Lanta zogen die Mädels in verschiedene Richtungen weiter, und auch ich hatte beschlossen, rüber nach Koh Phangan zu fahren, wohl wissend, dass der Wetterbericht dort drüben mindestens ebenso viele Gewitter Symbole zeigte. Irgendwie hatte ich mich der Illusion hingegeben, dass das vielleicht einfach ähnlich wie auf Koh Lanta sein würde – doch ich wurde bald eines Besseren belehrt!
Koh Phangan
Nach einer mehrstündigen Fahrt im Minivan, dessen Fahrer nach allgemeingültigen Kriterien als absolut lebensmüde bezeichnet werden darf, setzte ich mit der Fähre nach Koh Phangan über – und schon das sah alles andere als gut aus. Dunkler Himmel und Regenwolken wohin man sah.
Das Hostel bestand hauptsächlich aus Bungalows rund um eine Bar, in der den ganzen Tag laute Musik hämmerte und das Dorm war hässlich. Eigentlich wollte ich mir einen Bungalow gemietet haben, um mal meine Ruhe zu haben, aber das sollte erst ab morgen gehen, daher blieb ich eine Nacht im Dorm und zog dann um.
Wahrscheinich war ich nicht mal 48 Stunden auf der Insel, bevor ich mit wehenden Fahnen das Weite suchte – es hat nämlich einfach non-stop durch geregnet! Alles war klamm und feucht, in meinem neu bezogenen Bungalow trocknete der frisch gewischte Boden über Stunden nicht und das Gewummer von der Bar ging mir nach kürzester Frist gewaltig auf den Geist. Unnötig zu erwähnen, dass bereits zahllose beer-pong-freudige englische Backpacker in den Startlöchern standen … ich musste hier weg!
Der Wetterbericht versprach für mindestens 4 Tage keine Besserung, daher buchte ich kurzerhand von einem auf den anderen Tag einen Flug nach Hong Kong! Da wollte ich eh noch hin, und meinen Kumpel Desmond, den ich von den Cookinseln kannte besuchen. Für ihn kam die Meldung entsprechend kurzfristig, im Endeffekt passte es ihm aber sehr gut, denn er hatte am Wochenende frei und begann sofort damit, Pläne zumachen, was wir alles unternehmen würden.
Früh am nächsten Morgen brach ich mit dem Taxi zur Fähre auf (wobei ich den Versuch des Fahrers, den Preis mal eben um ein Drittel zu erhöhen ausnahmsweise gekonnt parierte), und setzte nach Koh Samui über, wo ich mit dem Minibus zum Flughafen gefahren wurde. Der Regen hämmerte an die Scheiben, und manchmal glich die Straße eher einem Fluss:
Was für ein trostloses Intermezzo! Über Bangkok ging es dann nach Hong Kong – hoffentlich raus aus dem Regen und rein in die Großstadt- aber davon beim nächsten Mal mehr!
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